Autor : Dr. Reiner Nolden, Direktor des Stadtarchivs Trier, 
Stellvertretender Direktor der Stadtbibliothek Trier

 

 

Isidor von Sevilla Isidorus Hispalensis, wurde um 560 als Sohn einer spanisch-römischen Familie in Südspanien geboren. Nach ihrem Umzug nach Sevilla wurde Isidor dort um 600 Bischof als Nachfolger seines Bruders Leander; er starb 636. Neben seiner amtlichen Tätigkeit - er stand 633 dem 4. Konzil von Toledo vor - wurde er vor allem als Schriftsteller bekannt, insgesamt 17 Werke werden ihm zugeschrieben. Neben Handbüchern zur biblischen Exegese, über Kirche und christliche Gesellschaft sowie historiografischen Werken haben vor allem seine Etymologiae oder Originum libri viqinti (20 Bücher über die Ursprünge der Sachen und Wörter) im gesamten mittelalterlichen Europa eine große Bedeutung erlangt. Diese dem gotischen König Sisebut gewidmete Schrift basiert auf teilweise unbekannten Quellen und verlorenen Werken; sie bietet eine Synthese der klassisch-römischen und der christlichen Kultur. Neben den Sieben Freien Künsten (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie) behandelt sie Medizin, Recht, Geschichte, Theologie, Anthropologie, Zoologie, Kosmologie, Geografie und Sprachen, ferner enthält sie ein Lexikon. Diese Enzyklopädie hat ihren Namen nach der von Isidor verwandten etymologischen Methodik erhalten.

In mindestens 19 Handschriften der Stadtbibliothek Trier finden sich Texte von oder Exzerpte aus Isidor von Sevilla; von 10 Inkunabeln mit Werken Isidors enthalten zwei die Etymologiae: Köln: Winters (Hain *9271) und Straßburg: Mentelin (Hain *9270). Aus der Jesuitenbibliothek (F 1521) stammt ein Exemplar des laut VD 16 einzigen Druckes im deutschsprachigen Gebiet Basel 1577 durch Bonaventura Vulcanius. Eine Gesamtausgabe der Werke Isidors existiert von F. Arévalo 1797-1803, daraus wurde sie übernommen in Migne PL 81-84; die Etymologiae wurden 1911 neu von W.M. Lindsay herausgegeben.

Literatur: J. Fontaine in LexMA, D. Ramos-Lissón in LThK.

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