Restaurierungsbericht Inc. 2099 4°

 

Autor : Firma Schempp
Eigentümer: Stadtbibliothek Trier

Objektbeschreibung:
Der Einband ist ein Pergamentband mit dünnen Pappdeckeln. Als Überzug wurde eine alte Pergamenthandschrift verwendet. Der Buchblock ist auf drei geschlitzte Lederbünde geheftet, deren Enden außen an den Pappdeckeln befestigt sind.
Ursprünglich wurde das Buch durch je 4 Lederriemen, die sich oben, unten und vorne an den Buchkanten befanden zusammengebunden.

 

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Vorderdeckel

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Detail Lederbund außen

Schadensbild:
Der Pergamentüberzug weist große Fehlstellen an Vorderdeckel, in den Falzbereichen, sowie am Rücken auf. Deckelkanten und Ecken sind aufgestoßen. Auch hier sind Fehlstellen im Überzug und an den Deckenpappen sichtbar. Der Vorderdeckel ist mittig angerissen. Beide Kapitalbünde sind sowohl in sich als auch in den Falzgelenken gebrochen. Buchblock und Papier sind intakt. Die hintere Vorsatzlage ist durch Schimmel stark abgebaut.

Alle acht Lederriemen sind abgerissen.


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Rücken

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Spiegel hinten und fliegendes Blatt


Durchgeführte Arbeiten:

Trockenreinigung mit dem Latexschwamm

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Ablösen des Spiegels

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Die stark abgebauten Papierspiegel wurden mit KozuShi Japanpapier kaschiert. Hierfür wird das dünne Japanpapier auf einer Folie angeschmiert und mit deren Hilfe aufgelegt.

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Die gebrochenen Kapitalbünde wurden mit einer durchgezogenen Leinenschnur verstärkt.

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Kapital unten

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Kapital unten mit durchgezogener Leinenschnur

Um die Deckelpappen und das Pergament ergänzen zu können, wurden die Überzüge abgenommen. Die beiden Fotos zeigen die bereits gereinigten und geglätteten Überzugteile von der Rückseite.

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Fehlstellenergänzung an den Pappdeckeln: Die Pappe wird aufgespalten, damit neues mehrschichtiges Ergänzungspapier eingeklebt werden kann.

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Eine neue, kammartige Hinterklebung aus Makobaumwollgewebe sorgt für mehr Stabilität. Das Foto entstand vor dem Ankleben auf den Rücken.

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Die Konturen des Originals werden auf einer Klarsichtfolie nachgezeichnet. Diese dient als Schablone für das Ergänzungspergament.

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Die Kanten des neuen Pergaments werden mit einem Schärfmesser ausgedünnt.

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Verkleben des neuen Pergaments mit dem Originalpergament.

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Neues Ergänzungspergament mit bereits angeklebtem Vorderbezug.

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Restauriertes Objekt:

Schlussbemerkung:
Ursprünglich waren Überzugspergament und Spiegel vollflächig mit den Deckeln verklebt. Dies führte zu Spannungen und schließlich zu den Rissen und Fehlstellen in den Materialien.
Der ergänzte Pergamentüberzug wurde aus diesem Grunde lediglich an den Einschlägen mit den Deckeln verklebt. Die Spiegel sind ebenfalls nur schmal an den Rändern angeklebt.
Die Deckel lassen sich nur um 90° öffnen, da die dicken Lederbünde außen stark auftragen und wenig flexibel sind. Die Benutzbarkeit ist deshalb eingeschränkt.


Verwendete Materialien/Klebstoffe:
Weizenstärkekleister, Tylose MH 300, Hasenleim, Hausenblasen/Traganth-Leim, Japanpapiere (KozuShi 23g, Senkashi 18g, Arakaji 33g), angefasertes Papier, Kalbpergament, Makobaumwollgewebe, Leinenschnur, Metallkomplexfarben




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