Ein Stück kulturelle Demokratie
Stadtbüchereien in Trier, Metz und Luxemburg präsentieren 45 ausgewählte Drucke im Internet
Präsentieren die betagten Druckwerke im Internet: (von links) Heike Rech (Firma Punktum), Waltraud Jammers, Ulrich Holkenbrink Monique Kiefer, Gunther Franz, Eva Seidenfaden, Philippe Hoch.Foto: Markus Hund |
Das Restaurieren von Büchern gilt nicht gerade als eine Kunst mit hohem Unterhaltungswert und findet daher meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Doch im Informations- und Medienzeitalter gilt: Es gibt grundsätzlich keine verstaubten Themen, höchstens ungeschickte Moderatoren. Alles wird zum Ereignis, wenn man es nur richtig präsentiert und es versteht, ein Publikum für seine Inhalte zu begeistern.
Diesem aufklärerischen Grundsatz haben sich Vertreter der Stadtbibliotheken Trier und Metz und der Nationalbibliothek Luxemburg verschrieben. Im Internet präsentieren sie gemeinsam 45 ausgewählte Inkunabeln aus eigenen Beständen, die zur Zeit mit erheblichem Aufwand restauriert werden.
Die Online-Ausstellung dieser betagten Druckwerke aus der Anfangszeit des europäischen Buchdrucks gleicht einer Modenschau der Ältesten und Schönsten. Zumindest von außen, denn die Einbandhüllen lassen die Bücher im Netz nur spärlich fallen. Wer einen tieferen Blick auf die inneren Werte solch literarischer und optischer Leckerbissen wie Thomas von Aquins "Summa Theologica" oder Hartmann Schedels "Buch der Chroniken und Geschichten" werfen möchte, muss bislang mit einigen wenigen Seiten in Faksimile-Abbildung vorlieb nehmen.
Allerdings können die Fans ihre Lieblinge schon bald live erleben, verspricht Eva Seidenfaden von der Stadtbibliothek Trier, die zusammen mit Heike Rech (Firma Punktum) den Internet-Auftritt organisiert hat. Spätestens im nächsten Jahr will das von der Europäischen Union mit 86 000 Euro zur Hälfte geförderte Projekt die illustren Stücke in neuem Glanz ausstellen.
Zwischenzeitlich können sich alle Interessierten auf der neuen Internetseite über das Befinden der Buch-Patienten informieren und interaktiv Anfragen rund um das Projekt loswerden. Der Internetauftritt bietet auch Laien gut aufbereitete und einfach zugängliche Informationen. Diese reichen von buchtechnischen Details bis zur geistesgeschichtlichen Einordnung der Werke. Gunther Franz, Direktor der Trierer Stadtbibliothek und Leiter des Projekts, weist besonders auf den thematischen Zusammenhang der ausgewählten Texte hin: "Die Auswahl der ausschließlich enzyklopädischen Werke spiegelt den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit und die kulturelle Einheit der damaligen europäischen Welt wider."
Professor Monique Kiefer von der Nationalbibliothek Luxemburg lobt: "Normalerweise bekommen nur wenige Privilegierte solche Inkunabeln zu Gesicht. Im Internet kann sie jeder ansehen. Das ist ein Stück kulturelle Demokratie."
Bleibt nur zu hoffen, dass die Projektmacher dieser Verantwortung auch gerecht werden und das jetzt präsentierte Grundangebot ständig aktualisieren und erweitern. Immerhin fließen für die Buchkosmetik Förderungen der öffentlichen Hand. Neben der EU treten die Stiftung der Landesbank Rheinland-Pfalz und die Träger der drei Bibliotheken als Förderer auf. Die Trierer, die mit 35 Inkunabeln den Löwenanteil der zu restaurierenden Druckschriften stellen, beteiligen sich mit 13 300 Euro.
Die kostbaren Bücher sind bereits im Internet zu sehen und zu lesen – unter: www.libri-europae.org