Autor: Luc Deitz |
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Von Cato dem Zensor - Marcus Porcius Cato Censorius (234-149 v. Chr.) - kursierte in der Antike eine Schrift, von der einzig Aulus Gellius Kunde bewahrt hat: das "Carmen de moribus", das in pointierter Prosa gnomische Weisheiten über die richtige Lebensführung enthielt. Wohl nicht zuletzt durch diese didaktisch-präzeptive Schrift geriet Cato in den Ruf eines Autors von moralischen Sentenzen: Spätestens vom 3. Jht. n. Chr. an existierte eine ihm zugeschriebene, in vier Bücher eingeteilte und "Dicta Catonis" (oder "Disticha Catonis") betitelte Spruchsammlung, die in der Hauptsache aus 150 Doppelhexametern vulgärethischen Inhalts besteht. Diese Mahnungen machten als Schulbuch - nämlich als elementares Sprachlehrbuch (in dieser Funktion häufig mit Avians Fabeln verbunden) und als gemeinverständliche Enzyklopädie der praktischen Lebensklugheit und -führung - in ganz Europa eine Karriere, die erst im 18. Jht. endete. Der früheste erhaltene Textzeuge stammt aus dem 8. Jht.; aus dem Hochmittelalter sind volkssprachliche Übersetzungen und Bearbeitungen u.a. ins Anglonormannische, Kastilische, Katalanische, Altprovenzalische, Italienische, Mittelfränkische, Niederdeutsche, Mittelniederländische, Altisländische, Alt- und Mittelenglische, Alttschechische und Griechische bekannt. Zur Zeit des frühen Buchdrucks erscheinen die "Disticha Catonis" zusammen mit vergleichbaren Texten häufig in der Sammlung der "Auctores octo morales". Die erste, mit einem Kommentar von mehr als 900 Seiten versehene, Druckausgabe erschien am 2. November 1475 bei Anton Sorg in Augsburg. Keinem anderen Profanautor ausser Äsop war in der Frühzeit des Buchdrucks ein den "Disticha Catonis" vergleichbarer Erfolg beschieden, gibt es doch über 170 Inkunabeldrucke der Spruchsammlung (vgl. Joseph Nève, Catonis Disticha, Liège 1926). Noch 1735 war kein Geringerer als Benjamin Franklin so sehr vom moralischen Wert der pseudocatonischen Praecepta überzeugt, dass er sie unter dem Titel "Cato's Moral Distichs Englished" übersetzte. Die massgebliche kritische Ausgabe stammt von Marcus Boas (Amsterdam, 1952), der seine wissenschaftliche Existenz der Erforschung der "Disticha Catonis" und ihrer Rezeption in allen europäischen Literaturen widmete. Für zusätzliche Information s. http://www.rrz.uni-hamburg.de/disticha-catonis/index.html |
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