Restaurierungsbericht von: Melanie Kubitza, Eva-Katharina
Nebel
Eigentümer: Stadtbibliothek Trier
Die Inkunabel ist aus drei Werken zusammengesetzt. Das erste „Fasciculus
temporum" wurde von Werner Rolevinck verfaßt. Darin besitzt
die Textpassage einer mittelalterlichen Legende Bedeutung für Trier.
Es heißt, die Stadt sei bereits in zur Zeit Melchisedechs und Quintus
von Assyrien entstanden.
Illustriert wird dieser Textabschnitt durch eine Phantasieansicht
der Stadt Trier.
Albertus von Eyb ist Autor des zweiten Teils „Margarita poetica",
der Auszüge aus Schriften römischer Dichter enthält. Das
dritte Buch ist bekannt unter dem Kurztitel „Historia Trojana", geschrieben
von Guido de Columna.
Von allen drei Werken sind weder Druckort noch Drucker bekannt.
Maße des Bucheinbandes: Höhe 305 mm, Breite 215 mm, Dicke
109 mm.
Ausstattung des Buchblockes: Hervorhebungen durch rote und blaue Initialen,
Alineazeichen, im ersten Buch florale Buchmalerei auf Folio 1, kolorierte
Holzschnitte.
Überzug: Schafsleder, alaungegerbt; Buchschließen (unvollständig),
Holzdeckel vermutlich aus Eiche.
Auf der Abbildung ist das sog. Abdeckplättchen zu sehen, mit dem
das Schließenband, das den Haken (Krampe) trägt, befestigt
wird. Aus der Befürchtung heraus, die benachbarten Bücher im
Regal zu beschädigen, wurden - so auch hier - die Schließenbänder
vielfach abgeschnitten. Dadurch kam es zu einer Lockerung des Deckplättchens,
das nur noch von einer Niete gehalten wird.
Vor der Befestigung des Abdeckplättchens mußte das Schließenband
soweit rekonstruiert und unterlegt werden, daß es der nachfolgenden
Vernietung Halt geben kann. Zur Herstellung neuer Nieten wurden Reinmessingnägel
verwendet, deren Köpfchen abgesägt werden. Flache Nietköpfe
schlägt man erst auf einer Seite an, dann wird, nach Durchstecken
der Niete, auf der Innenseite des Deckels eingenietet.
Die Beschädigung auf dem Spiegelblatt zeigt, daß noch ein beschriebener
Pergamentflügel darunterklebt. Da der Falzbereich - im Bild rechts
- gebrochen war und restauriert werden mußte, wurde entschieden,
den Spiegel abzulösen und die Fragmente zu bergen.
Die beiden Pergamentfragmente konnten liturgischen Schriften zugeordnet
werden. Das Manuskript links im Bild entstammt dem 10./11. Jahrhundert,
es handelt von Christi Himmelfahrt. Rechts ist das Fragment eines Bibeltextes
aus dem 13. Jahrhundert zu sehen, in dem die Jugend Jesus Christus beschrieben
wird. Die Fragmente werden dem Buchblock so vorgeheftet, daß sie
zukünftig von beiden Seiten betrachtet werden können.
Materialien:
Latexschwamm „Chemical Sponge", alaungegerbtes Ziegenleder, Irgaderm-Lederfarbe
(gelb und braun), Pergamentspäne, Messingnägel, Japanpapier.
Klebstoffe: Weizenstärkekleister, Hausenblase.
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