Restaurierungsbericht von: Ingrid Müller, Eva-Katharina
Nebel
Eigentümer: Stadtbibliothek Trier
(Ausführlicher
Bericht als PDF Datei)
Diese Inkunabel ist ein Miszellanband, d. h. ein Sammelband, der verschiedene
Werke unterschiedlicher Drucker beinhaltet. Ursprünglich aus zehn Texten
bestehend, sind heute nur noch sieben vorhanden. Wahrscheinlich beim Studium
der artes liberalis von Bedeutung, sind die Texte als wissenschaftliche
Werke einzuordnen, die sich in drei Themen gruppieren lassen: Mathematik,
Kosmos, Geographie.
Welche Texte fehlen? Dieses geht aus einem handschriftlichen, mittelalterlichen
Inhaltsverzeichnis hervor. Demgemäß wurden in späterer Zeit
Schriften von Albertus Magnus über Geheimnisse entfernt - u. a. auch
die der Frauen. Fielen diese Texte einer Zensur bei Besitzerwechsel zum
Opfer? - Auf die Autoren und Drucker der einzelnen Werke kann an dieser
Stelle nicht weiter eingegangen werden. Nicht alle Texte sind datiert; der
letzte vorhandene Text wurde 1499 in Köln gedruckt.
Maße des Bucheinbandes: Höhe 205 mm, Breite 141 mm, Dicke
19 mm.
Ausstattung des Buchblockes: handschriftliche Eintragungen, Illustrationen
(Holzschnitte), rote Initialen (nicht in allen Texten)
Überzug: Kalbleder, lohgar; blindgeprägt, Linien, Stempel; Buchschließen
(unvollständig), Holzdeckel vermutlich aus Eiche.
Der Buchblock wurde trocken gereinigt, Knicke zurückgelegt,
Risse mit Japanpapier geschlossen.
Dieses Foto zeigt den Kopfschnitt der Inkunabel, die obere Hälfte
wurde bereits trockengereinigt.
Der Hauptschaden dieser Inkunabel liegt darin, daß drei Texte -
etwa ein Drittel des Buchblockes - gewaltsam herausgerissen wurden. Dadurch
verformte sich der ganze Buchblock, das Rückenleder ist zu breit,
die Heftung beschädigt und gelockert.
Um den Buchblock wieder in Form zu bringen, wurden die fehlenden Seiten
durch Blankobogen aus Restaurierbütten ergänzt und vorgeheftet.
Das Spiegelblatt, eine Seite aus einem Sakramentar des 15. Jahrhunderts,
wurde an Fälze gehängt und mitgeheftet.
Nach Abschluß der Arbeiten am Buchblock konnten die Restaurierungsarbeiten
am Einband folgen. Da der Buchrücken nicht komplett abgerissen war,
war das Unterlegen des Ergänzungsleders war äußerst knifflig.
Es mußte exakt eingeschnitten werden, um das Steppkapital, das auf
dem rechten Bild deutlich zu sehen ist, wieder herauszuarbeiten.
Materialien:
Latexschwamm „Chemical Sponge", Japanpapier, Restaurierbütten,
Leinenzwirn. Kalbleder naturell, Irgaderm-Lederfarben. Klebstoffe: Weizenstärkekleister,
Hausenblase.
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