Restaurierungsbericht Inkunabel 779

 

Restaurierungsbericht von: Diplom-Restaurator Bert Jacek, Kalker Werkstätten
Eigentümer: Stadtbibliothek Trier


Restaurierungsprotokoll

Ink 779
Albertus Magnus: De animalibus.
Venedig, 1495

April-Mai 2002


1 Zustandbeschreibung

ALBERTUS Magnus: De animalibus.
Venedig: Johannes u. Gegorius de Gregoriis, 21.05.1495. 2 °

  • Ganzlederband mit Holzdeckeln allgemein in gutem Zustand, aber nur eingeschränkt und mit dem Risiko des Substanzverlustes (Rückenleder) nutzbar
  • Maße H x B x D: 33,3 cm x 23,0 cm x 7,5 cm

Einband:

  • Holzdeckel intakt und funktionstüchtig, an den Ecken etwas mürbe
  • Vorderdeckel mit Fehlstellen im Leder
  • beide Lederfälze gebrochen, so dass das Rückenleder nur noch an der Versteppung am Kapitalbund hält
  • ehemals Riemenschließe angelegt, wovon die Haken fehlen

Buchblock:

  • Buchblock bis auf einige Risse ohne Besonderheiten
  • nur Vorsatzspiegel angelegt
  • Pergamentvorsätze ablösen, aber nicht entnehmen (nur zur Leserlichkeit präparieren)
  • Einfügen von je einem Doppelblatt zum Schutz des Vorsatzspiegels vor den Holzdeckeln
  • vereinzelt Risse im Buchblock

2 Durchgeführte Maßnahmen

Einband:
  • mürbe Bereiche der Holzdeckel mit Paraloid B 72 getränkt und somit gefestigt
  • Fehlstellen im Leder mit artgleichem und gefärbtem Leder ergänzt
  • lockere, aufgerissene Lederbereiche mit Weizenstärkekleister niedergelegt
  • beide Lederfälze im Buchrücken mit artgleichem, gefärbtem Leder unterlegt
Buchblock:
  • Risse im Buchblock mit Japanpapier und Weizenstärkekleister geschlossen
  • Pergamentvorsätze abgelöst
  • Einfügen von je einem Doppelblatt zum Schutz des Vorsatzspiegels vor den Holzdeckeln

3 Abbildungsteil

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Abb. 1 Vorderansicht des Buches (vor der Restaurierung)

Die Deckel des Buches bestehen aus Buchenholz. Diese wurden vollständig mit vegetabil gegerbtem Kalbleder überzogen. Das Leder weißt auf den Deckelflächen, an den Kanten und Ecken kleinere, durch Abrieb und Bestoß verursachte Fehlstellen auf. Von den ehemals zwei angelegten Riemenschließen sind nur noch die Haften, Deckplättchen und Schließenriemen erhalten.

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Abb. 2 Ansicht des Buchrückens und des Vorderdeckels (vor der Restaurierung)


Am Buchrücken ist das Leder über die gesamte Rückenfläche gelöst, in den Fälzen gebrochen und dabei in drei Bundfeldern teilweise herausgebrochen. Das Leder wurde über Echte Kapitalbünde herumgelegt und versteppt. Um die Originalität des Buches zu bewahren, sollte das Rückenleder während der Restaurierung nicht abgenommen werden.

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Abb. 3 Ansicht des vorderen Vorsatzspiegels (vor der Restaurierung)

Der Vorsatzspiegel bestand aus einem dem Buchblock vorgehefteten Pergamenthandschriftenfragment. Die Vorsatzspiegel sollten abgelöst werden, damit die Rückseiten freiliegen und somit einer wissenschaftlichen Bearbeitung zugänglich sind.

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Abb. 4 Ansicht des hinteren Vorsatzspiegels (vor der Restaurierung)


Auch der Spiegel sollte für die Lesbarkeit abgelöst werden. Nach dem Ablösen wurden die Spiegel gereinigt und geglättet. Die Wasserränder des Buchblockes sollten nicht behandelt werden, da sie die Substanz des Buches nicht weiter gefährden.

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Abb. 5 Holzfestigung am Vorderdeckel

Die wenigen mürben Holzbereiche wurden mit einem Kunstharz getränkt und somit wieder verfestigt. Die angebrochene Holzecke des Vorderdeckels wurde verleimt und konnte somit weiter verwendet werden.

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Abb. 6 Ansicht des Vorderdeckels (während der Restaurierung)

Die abgelösten Vorsatzspiegel wurden vor dem Buchblock belassen, allerdings noch zwei weitere Vorsatzblätter vorgeheftet, die die Aufgabe des Vorsatzes übernehmen: Schutz des Buchblockes vor Abrieb durch die unebenen Holzdeckel.

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Abb. 7 Ansicht des Vorderschnittes und Vorderdeckels (nach der Restaurierung)

Die fehlenden Lederbereiche wurden mit gefärbtem Kalbleder unterlegt. Eine Rekonstruktuion der Schließenhaken war nicht vorgesehen.

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Abb. 8 Ansicht des Rückdeckels (nach der Restaurierung)

Die Bereiche des Rückenleders wurden so an das Originalleder gearbeitet, dass es nicht abgenommen wird musste. Soweit möglich, wurde das Restaurierleder auch um den Kapitalbund versteppt. An den Stoßbereichen des alten und neuen Leders am Kapitalbund kann sich imlaufe der Zeit eine schmale Fuge öffnen, was sich nicht ohne größere Eingriffe verhindern lässt. Abschließend wurde das Leder mit einem Lederbalsam abgerieben.

4 Abbildungsverzeichnis


Abb. 1 Vorderansicht des Buches (vor der Restaurierung) 3
Abb. 2 Ansicht des Buchrückens und des Vorderdeckels (vor der Restaurierung) 3
Abb. 3 Ansicht des vorderen Vorsatzspiegels (vor der Restaurierung) 4
Abb. 4 Ansicht des hinteren Vorsatzspiegels (vor der Restaurierung) 4
Abb. 5 Holzfestigung am Vorderdeckel 5
Abb. 6 Ansicht des Vorderdeckels (während der Restaurierung) 5
Abb. 7 Ansicht des Vorderschnittes und Vorderdeckels (nach der Restaurierung) 6
Abb. 8 Ansicht des Rückdeckels (nach der Restaurierung) 6


5 Materialverzeichnis

Japanpapiere Japico Dissler Feinpapiere
Leder, Lederfarben Walter Klug & Co, Stuttgart
Lederbalsam "Maroquin" Kumetat, Köln
Ingresbüttenpapier Föll, Düsseldorf
Paraloid B 72 in Shellsol T Kremer Pigmente, Aichstetten
Weizenstärke GSA-Produkte, Telgte


6 Konservatorisches

Der Bucheinband sollte alle ein bis zwei Jahre mit Lederpflegemittel behandelt werden.
Als Lagerbedingungen werden 40-50 % Relative Luftfeuchte und Temperaturen von 18-20 °C empfohlen.
Möglichst sollten der Schutzumschlag und der Schuber des Buches in Benutzung und v. a. bei Transporten verwendet werden.

Köln, den 04.12.2002

 


 
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