Warum Frühdrucke erhalten?

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An der Grenze zwischen Mittelalter und Neuzeit sind Bücher das wichtigste Speichermedium zur Erfassung von Wissen und Wissenschaften in Europa. Ihren wichtigsten Niederschlag finden diese in den herausragenden enzyklopädischen Werken des 15. Jahrhunderts, von denen eine Vielzahl die folgenden Jahrhunderte in den Bibliotheken der Städte Trier, Metz und Luxemburg - im europäischen Kerngebiet 'Lotharingien' - überdauerten. Die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1450 mit der bisher unbekannten Möglichkeiten der Wissensverbreitung hat entscheidende Bedeutung für das Entstehen des neuzeitlichen Europas. Das neue Wissen über die Welt findet seinen Niederschlag in enzyklopädischen Werken, deren Grundstruktur bereits in naturkundlichen und theologischen „Summae“ und umfassenden Lexika sowie Weltchroniken, die von Erschaffung der Welt bis zur Gegenwart reichen, angelegt war. Es entsteht eine Ländergrenzen überschreitende Grundlage positiven Wissens, ein intellektueller europäischer Kanon, der sowohl in der gemeinsamen lateinischen Sprache als auch in den Volkssprachen Verbindlichkeit erlangt. Die enzyklopädischen Werke zeigen in nuce den gemeinsamen Wissensstand der europäischen Nationen.